Leadership 4.0: Erfolgreiche Führung für digitale & innovativen Unternehmen
Die Digitalisierung verändert nicht nur Geschäftsmodelle, Produkte, und wie wir über Arbeit und Zusammenarbeit denken, sondern auch wie wir führen und Organisationen gestalten werden. Die Veränderung der Führungskultur im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung in allen Bereichen bedeutet, dass Führungskräfte kooperativer und transparenter handeln sowie offener kommunizieren und stärker in Netzwerken wirken müssen.
Digitale oder virtuelle Führung erfordert in der Regel mit geografisch verteilten Teams oder Netzwerken zu arbeiten und beeindruckende Ergebnisse über regionale und kulturelle Grenzen hinweg zu erzielen. Die Technologie bietet heute viele wunderbare Möglichkeiten, um in diesem Umfeld nachhaltig Kreativität und Umsetzungskraft in Organisationen zu steigern. Nur wenige Unternehmen haben sich aber bisher darangemacht, ihre Manager systematisch für diese Führungsherausforderungen fit zu machen.
Während es auf den ersten Blick so erscheinen mag, als ob die gleichen Führungsqualitäten erforderlich sind, so ist es tatsächlich so, dass digitale Führungskräfte ein wenig mehr von allem benötigen, was zukunftsweisende Führung ausmacht. Ich nenne diese die 3 Ks erfolgreicher (virtueller) Führung:
• Kohäsion & Vertrauensbildung
• Kommunikation
• Kulturelle Sensibilität
Kohäsion & Vertrauensbildung
Zusammenhalt ist der Leim der Teammitglieder verbindet und Engagement fördert. Vertrauen wiederum ist das Fundament für eine erfolgreiche Zusammenarbeit – Umstände, die virtuellen Teams am Anfang fehlen. Vertrauen wächst aus der gemeinsamen Arbeitserfahrung und persönlichen Interaktion, die Menschen ermutigen ihre Ansichten und Erkenntnisse offen zu teilen. Ideen und Annahmen können ohne Angst oder der Gefahr negativer Auswirkungen hinterfragt werden und Meinungsvielfalt steht über Gemeinsamkeiten oder Konformität.
Wenn sich neue Gruppen formieren sind Menschen in der Regel bereit, anderen einen Vertrauensvorschuss oder rasches, flüchtiges Vertrauen – Swift Trust zu geben. Anfangs ist eine positive Atmosphäre gegeben. Besonders wenn die Gruppe unter Leistungsdruck steht, haben Menschen keine andere Wahl, als sich gegenseitig zu vertrauen. Sie können dieses anfängliche Vertrauen unterstützen, indem Sie sicherstellen, dass das Team eine klare Vision und klare Ziele hat, die jeder versteht. Darüber hinaus sollten Sie die Kompetenzen der Teammitglieder und die einzelnen Rollen und Verantwortlichkeiten bewerben.
Da Swift Trust nicht sehr langlebig ist, ist der nächste Schritt langfristiges zwischenmenschliches Vertrauen proaktiv aufzubauen. Vertrauen kommt aus dem Kopf und dem Herzen. Menschen sind nicht nur daran interessiert was ihre Teamkollegen beitragen können, sondern auch an ihnen als Individuen. Ermutigen Sie die soziale Interaktion um Remote-Teams bei der Entstehung von Zusammenhalt zu unterstützen. Beginnen Sie jedes Meeting mit einem Check-in, um einen beruflichen Erfolg oder persönliche Neuigkeiten zu teilen. Diese Art von Geselligkeit schafft eine psychologisch sichere Umgebung, um offen und ehrlich miteinander umzugehen. Fördern Sie auch die Nutzung von Blogs, Wikis oder anderen Online-Collaboration-Tools. Feiern Sie Geburtstage, Team-Meilensteine und Unternehmenserfolge mit Online-Beisammensein oder senden Sie ein kleines Geschenk an alle Teammitglieder, das dann alle zur gleichen Zeit öffnen. Auch virtuelle Spiele können die Zusammenarbeit fördern.
Darüber hinaus haben Teams mit gemeinsamer Führung, also Shared Leadership, einen besseren Zusammenhalt und sind effektiver. Um dies zu erreichen, entwickeln Sie Strategien für virtuelle Teammitglieder, so dass diese ihre eigenen Leistungen überwachen, bewerten und selbst anpassen können, indem Sie ihnen den Zugang zu den entsprechenden Kennzahlen und Informationen geben. Um die Selbstorganisation von Teams zu erhöhen können diese zeitlich beschränkt Moderatoren oder Koordinatoren wählen, je nach Schwerpunkt der vorherrschenden operativem der Tätigkeit. Weitere Beispiele um Ihr Team an der Führung zu beteiligen sind: Geben Sie die Verantwortung für spezielle Projekte, wie die Ermittlung und den Austausch von Best Practices an ein Teammitglied ab oder bitten dieses eine virtuelle Team-Building-Übung durchzuführen.
Verstehen Sie mich nicht falsch Shared Leadership bedeutet nicht, dass es keine ständige Teamführung gibt. Aber die erfolgreiche digitale Führungskraft sollte eher einen Begleitungs- und Beratungszugang, denn eine Anordnungs- und Kontrollmentalität mitbringen.
Und vergessen Sie nicht, nichts stärkt Zusammenhalt und Beziehungen mehr als persönliche Begegnungen. Zumindest ein anfängliches Treffen von Angesicht zu Angesicht, um die Nähe und den persönlichen Kontakt zu nutzen, unterstützt die Kohäsion Ihres Teams und erhöht die Produktivität.
Kommunikation
Teams mit einem hohen Maß an Vertrauen kommunizieren kontinuierlicher und häufiger. Gute Kommunikation unter den Mitarbeitern treibt den effektiven Wissensaustausch, Entscheidungsabläufe, Koordination und letztlich Ergebnisse voran. Kommunikation ist nicht nur ein Datenfluss, sondern ein komplizierter Prozess der die Interpretation verbaler, vokaler und visueller Informationen beinhaltet. Da persönliche Besprechungen eher die Ausnahme als die Regel sind ist die Auswahl des geeigneten Kommunikationsmediums je nach Zielsetzung für den Erfolg entscheidend. Bei dieser Wahl kann man sich des Modells von Bettina Büchel bedienen, die zwischen Richness und Scope unterscheidet. Richness beschreibt die Möglichkeiten in Echtzeit Hinweise zu sammeln um Kommunikation interpretieren zu können und Scope wie schnell, konsequent und breit eine Nachricht verbreitet werden kann. Nun kommt es darauf an diese beiden Dimensionen richtig zu balancieren.
Wenn es Ihr Ziel ist Punkte zu diskutieren, zu überzeugen, den eigenen Standpunkt darzulegen, um auf die Bedenken und Fragen andere einzugehen oder Konflikte zu lösen, sollten Sie reichhaltige Instant-Medien wie Tele-, Videokonferenzen oder Online Virtual Worlds verwenden. Wenn Sie Informationen zu bereits vereinbarten und abgestimmten Punkten teilen und bestätigen möchten sind E-Mail und Social Media angemessen.
Virtuelle Führungskräfte sollten von Anfang vorleben, welche Technologien für welche Aufgaben am besten geeignet sind. Durch eine kluge Wahl können Sie sowohl die Stimmung im Team, wie auch die Produktivität verbessern.
Führen Sie auch regelmäßige Besprechungen ein und gestalten Sie diese virtuellen Treffen so interaktiv wie möglich – halten Sie Frontalpräsentation so kurz wie möglich, verwenden Sie kurze Videos, Chats und Umfragen, moderieren Sie den Input der Besprechungsteilnehmer. Es lohnt sich diese menschlichen Kontakte durch Technologie zu bereichern. Wirken Sie integrativ und beziehen aktiv Beiträge alle Teammitglieder ein, indem Sie Ihre Beteiligung beobachten. Ermuntern Sie Introvertierte zu Beiträgen und bremsen Sie Extrovertierte gewandt ein. So gelingt eine gute Balance der Teilnehmer zwischen Sprechen und Zuhören.
Zumindest am Anfang ist zu viel Kommunikation besser als zu wenig. Halten Sie mindesten einmal pro Tag (oder jeden zweiten Tag) Kontakt zu Ihren Teammitgliedern, auch wenn es nicht unbedingt erforderlich ist.
Vergessen Sie nicht darauf, dass alle Teammitglieder Zugang zu den notwendigen Werkzeugen haben und auch mit dem Umgang dieser Technologien vertraut sind.
Kulturelle Sensibilität
Sie sollten die kulturellen Unterschieden in Ihrem Team kennen und sich die unterschiedlichen kulturellen Gepflogenheiten innerhalb des Teams bewusstmachen. So werden zum Beispiel in China Entscheidungen am häufigsten vom Chef top-down getroffen, wohingegen in Japan Konsensentscheidungen von der Gruppe bottom-up-erwirkt werden.
Um ein differenzierteres Verständnis des globalen Arbeitsumfeldes zu entwickeln, erstellen Sie eine kulturelle Karte Ihrer Teammitglieder anhand verschiedener Dimensionen wie Kommunikation, Entscheidungsfindung, Konfrontation und so weiter. Um die negativen Auswirkungen der kulturellen Unterschiede virtuellen Teams zu minimieren sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Team eine Reihe von Grundregeln und Gebräuchen für die Art, wie sie interagieren, erarbeiten. So kann man zum Beispiel einen expliziten Ablauf festlegen, wie Entscheidungen getroffen werden und wie Konflikte angesprochen und gelöst werden. Reflektieren Sie anhand dieser Normen welche Herausforderung sich aufgrund der kulturellen Herkunft für Sie und für jedes Teammitglied ergeben könnten.
Führungskräfte auf die 3Ks – Kohäsion & Vertrauensbildung, Kommunikation und kulturelle Sensibilität - in der Führung erfolgreicher virtueller Teams und Organisationen vorzubereiten, sollte Kernziel jedes Team-Leadership-Development Programms sein. Die erfolgreiche Anwendung des Gelernten wird durch Einzelcoachings der Führungskräfte in der ersten Zeit der Umsetzung erhöht.